Castilla

Bisher hatten wir noch immer günstige Quartiere gefunden und nach der Pleite gleich am Anfang der Tour in Cuenca waren wir davon abgegangen, die vorbestimmten größeren Etappenziele für die Nacht zu nutzen. In Cuenca hatten wir ein drittklassiges Stadthotel ohne Garage und randalierende Raudis, die in der Nacht die Tenere umstießen und ihr eine Beule im Tank bescherten.

Es waren die kleinen Dörfer außerhalb, die mit Casa Rural uns de Weg zu günstiger, komfortabler und sicherer Nachtruhe bescherten. Nach dem Fahrlicht der Tenere hatten wir wieder einmal Probleme mit den Vibrationen. Obwohl alle Motorhalterungen knallfest angezogen waren, ging uns eine Verschraubung nach der anderen verloren. Erst der Motorschutz, dann Sitzbankhalterung und jetzt noch Kotflügel mitsamt Rücklicht.

Öci war genervt. Ob es nächstes Mal auch eine Zweizylinder wird, wenn wir die Transanatolia angehen?

Ganz kribbelig waren wir vor unserer letzten Etappe bis zum Atlantik. Nun war zwar noch Portugal zu durchqueren, aber das waren noch nicht einmal 300km Tagesetappe. Wir würden bereits am Nachmittag in Lissabon einlaufen und wenn der Reifenwechsel für unseren Rückweg an diesem Tag noch klappte….. Wir wollten es versuchen und waren allerdings nicht darauf gefasst, dass es mit der HP2 zur Abwechslung mal wieder Schererei gab: Die Offroad-Passagen des Vortags hatten bei der Fahrt durch die Macchia nadelspitze Pinchas (kleine Hartdorne) im Vorderreifen hinterlassen: Platt.

Mit einer Reparatur am Schlauchlosreifen wollte sich der Reifenhändler nebenan nicht so recht anfreunden und ein Schlauchexperiment wollte ich nicht wagen. Luft kam jedenfalls aus mehreren Einstichstellen gleichzeitig. Das bedeutete Ersatzbeschaffung. Zum Glück hatte der Motorradhändler in Sta. Marta bei Almendralejo einen Reifen in der richtigen Größe und mit dem richtigen Lastindex. Allerdings als Cross-Reifen mit geringem Geschwindigkeitsindex. Das machte uns ja wenig, denn mehr als 100km/h im Gelände wurden es ja nicht. Es bedurfte allerhand Überzeugung, dass er entgegen seiner Überzeugung am Ende doch den Reifen montierte.